Diabetiker in Bewegung
Bei Diabetikern wie bei Gesunden gilt: Wenn die Muskelzellen mehr Energie in Form von Glukose brauchen, reagieren sie stärker auf Insulin. Schon eine geringere Menge des Hormons reicht jetzt aus, um den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen. Das führt beim Gesunden dazu, dass die Insulinausschüttung sinkt - und damit auch der Insulinspiegel.
Dieser Mechanismus hat noch einen weiteren Vorteil: Ein zu hoher Insulinspiegel würde die Freisetzung von gespeicherter Glukose aus der Leber sowie auch die Neubildung von Glukose aus Fetten blockieren.
Der menschliche Körper arbeitet also ökonomisch: Bei starker Anstrengung braucht er wesentlich weniger Insulin als in Ruhe. Diabetiker, die Sport treiben, brauchen also weniger Insulin bzw. mehr BE. Dieser Effekt kann bis zu 24 Stunden anhalten, weil die Leber nach dem Sport ihre Glykogenspeicher wieder auffüllt und dabei – auch ohne Insulin – Glukose aus dem Blut abzieht.
Auch die Muskelzellen reagieren noch einige Stunden nach dem Sport besser auf Insulin. Das ist bei der Ernährung und Medikation zu berücksichtigen.
Bewegung und Typ-II-Diabetes
Typ-II-Diabetiker können sich diese Effekte von Sport oder anderer körperlicher Aktivität doppelt zu Nutze machen. Sie produzieren schließlich noch selbst Insulin, nur reagieren die Körperzellen nicht mehr so stark darauf. Muskelarbeit führt nun dazu, dass die Zellen mit weniger Insulin mehr Zucker aus dem Blut aufnehmen.
Zum anderen sind Typ-II-Diabetiker häufig von Übergewicht betroffen – und Sport ist eine gute Möglichkeit, dieses abzubauen. Sport kann besonders gut als unterstützende Maßnahme zur Stoffwechseleinstellung eingesetzt werden, wenn man täglich zur gleichen Zeit die gleiche Anstrengung hat. Typ-II-Diabetiker, die mit Medikamenten behandelt werden, können in der Regel ihre Dosierung nach dem Sport verringern.
Bewegung und Insulindosierung
Diabetiker, die Insulin spritzen, müssen ihre Insulindosierung dem Sport anpassen. Wer Übergewicht abbauen will, reduziert in der Regel die Insulindosis. Sport ist vor allem am Nachmittag günstig: Das Morgen- und Mittags-Insulin ist praktisch verbraucht, das Abendinsulin kann entsprechend niedriger dosiert werden.
Wer nach Feierabend sportelt, sollte das Abendinsulin und das folgende Morgeninsulin herabsetzen, denn die Muskeln reagieren auch noch 4 - 8 Stunden danach stärker auf Insulin.
Typ-I-Diabetiker, die kein Übergewicht haben, müssen sowohl weniger Insulin spritzen als auch mehr BE zu sich nehmen, um die verbrauchte Energie wieder zurückzugewinnen.
Jeder Mensch reagiert individuell auf körperliche Betätigung, daher gibt es keine Regeln und Tabellen, wie viel BE mehr bzw. Insulin weniger man braucht. Diabetikern, die Sport treiben, wird empfohlen, ein Tagebuch zu führen, in dem sie die Blutzuckerwerte vor und nach dem Sport sowie die aufgenommenen BE und die Insulindosis notieren.
Damit bekommt man nach einiger Zeit einen Überblick, wie der Körper auf den Sport reagiert. Bei schlecht eingestellten Zuckerwerten sollte man allerdings keinen Sport betreiben, da der Stoffwechsel gefährlich entgleisen könnte.
Tipps für Bewegungsmuffel
Sport ist gesund. Er hält den Kreislauf fit und die Gefäße elastisch. Das ist besonders für Diabetiker wichtig. Wer als Diabetiker mit Sport beginnen möchte, sollte dies mit seinem Arzt besprechen. Gemeinsam sollte man eine Sportart auswählen.
Dabei gilt es auch, mögliche Folgeschäden zu beachten: Bei bereits bestehenden Nervenschäden müssen die Füße besonders sorgfältig beobachtet werden, damit Verletzungen nicht übersehen werden. Auch eine Retinopathie (Gefäßschäden im Auge) kann die Wahl einschränken.
Auf jeden Fall sollte man nur dann Sport betreiben, wenn der Stoffwechsel stabil eingestellt ist. Sonst kann es zu schweren Entgleisungen kommen.
Besser als Hochleistungssportarten sind Ausdauersportarten. Als gutes Sportprogramm gilt: mindestens dreimal pro Woche eine mäßige körperliche Aktivität für 30 bis 40 Minuten. Wer nicht im Training ist, sollte besser etwas mehr BE zuführen, weil bei ihm die Glykogenspeicher der Leber nur gering sind.
Sport in Gemeinschaft macht nicht nur mehr Spaß, sondern gibt auch mehr Sicherheit. Man sollte die Sportkameraden über den Diabetes sowie die Gefahr einer Unterzuckerung aufklären. Dann hat man im Notfall jemanden, der helfen kann.
Zur Vertretung der Interessen von sportlich aktiven Diabetikern gibt es die IDAA Deutschland (International Diabetic-Athletes-Association). Sie bietet auch weiterführende Informationen für Leistungs- wie für Freizeitsportler.
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